Presseerklärung – 03.09.09 von FAU Berlin
Im seit Monaten andauernden Arbeitskonflikt im Berliner Kino Babylon Mitte zeichnet sich eine seltsame Entwicklung ab. Wie der Presse vom 03.09.2009 zu entnehmen ist, lädt die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Geschäftsleitung der Neuen Babylon GmbH nun zu Tarifverhandlungen. Dies erscheint in verschiedener Hinsicht ominös.
Mehrfach war zuletzt in der Presse zu lesen, insbes. Vertreter der Linkspartei würden Gespräche in Sachen Babylon Mitte führen. Da jedoch von dieser Seite keinerlei Gespräche mit der Belegschaft oder der FAU Berlin stattfanden, kann die FAU Berlin nur vermuten, dass jene Gespräche wohl auf eine Intervention ver.dis abzielten. Auch die Tatsache, dass ver.di-Landesbezirksvize Andreas Köhn, das Babylon Mitte zur „Chefsache“ erklärt hat, legt politische Einflussnahme nahe. „Sollte sich dies bewahrheiten“, so Lars Röhm, Sekretär der FAU Berlin, „wirft dies unangenehme Fragen auf. Schließlich hatten Vertreter der Partei mehrfach argumentiert, sie dürften in den Tarifkonflikt nicht eingreifen.“
Gerade ver.di war es, die der Belegschaft zu Beginn des Konfliktes die kalte Schulter gezeigt hatte und nichts unternehmen wollte. Auch haben sich die nach Einschätzung der FAU-Betriebsgruppe im Babylon Mitte maximal 3-4 ver.di-Mitglieder im Tarifkonflikt bislang nicht durch Aktivitäten vorgetan.
Die Betriebsgruppe der FAU, deren Organisationsgrad derweil bei einem Drittel der Belegschaft liegt, verweist darauf, dass der von der FAU ausgearbeitete Entwurf transparent in monatelanger Arbeit mit fast der gesamten Belegschaft ausgearbeitet wurde. Was in dem Verhandlungsvorschlag von ver.di stehen soll, weiss hingegen niemand.
Insbes. die Tatsache, dass nun die bisher inaktive ver.di als im Betrieb minoritäre Gewerkschaft zu gesonderten Tarifverhandlungen einlädt, sorgt für regen Unmut. Dies umso mehr, als dass selbst die vereinzelten ver.di-Mitglieder im Betrieb, wenn überhaupt, erst über die Presse oder die FAU vom Vorstoß Andreas Köhns erfahren dürften – „ein Vorgehen, gegen das sich selbst ver.di bislang bei sog. gelben Gewerkschaften gewehrt hat“, so Lars Röhm.
„Generell begrüßt die FAU Berlin sämtliche Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Babylon Mitte. Thüringische Verhältnisse können wir aber nicht zulassen. Dass sich ver.di ohne klares Mandat durch die Belegschaft als deren Vertretung aufspielt und die mitgliederstärkste Gewerkschaft im Betrieb ausbooten möchte, deckt sich nicht mit unserem Demokratieverständnis. Sollte ver.di ein ernsthaftes Interesse an den Belangen der Belegschaft haben, sind wir natürlich für Gespräche offen. Insbesondere in einer Phase der Vorbereitungen zu etwaigen Warnstreiks ist ver.di aufgerufen, diese nicht zu unterlaufen, sondern an unserer Seite zu stehen,“ so Lars Röhm.
Ist Andreas Köhn, der ver.di-Landesvorsitzende nicht ein persönlicher Kumpel von von Grossman? Ich meine sowas vor einigen Wochen mal auf einer ver.di-Sitzung aufgeschnappt zu haben. Wie auch immer, wenn die sich für so eine Streikbrecher-Aktion herheben solltet, landet mein Mitgliedsausweis nach 22 Jahren im Mülleimer und meine Beiträge demnächst bei einer Gewerkschaft mit 3 Buchstaben. Und die einiger FreundInnen aus meinem Fachbereich sicherlich auch.
Wieviele Mitarbeiter gibt es denn überhaupt im Babylon?
Zurzeit sind es etwa 17 Mitarbeiter, vor einem Jahr waren es noch etwa 30. Zu den Hintergründen von Outsourcing und Kündigungen siehe auch
http://prekba.blogsport.de/2009/07/26/schuld-am-rausschmiss-betriebsrat/
Also hat die FAU 5-6 Mitglieder und nach euren Angaben verdi 3-4, ein großer Unterschied ist das ja jetzt nicht gerade. Jetzt verdi als „minoritäre Gewerkschaft“ zu bezeichnen, selber aber über kaum mehr Mitglieder zu verfügen, ist schon eine mekrwürdige Herangehensweise.
Ich hoffe mal, dass es sich bei „Frage“ tatsächlich um eine Frage handelt und es sich nicht um einen Fake-Post von Geschäftsführer/ver.di oder Linkspartei handelt (mit deren FUD-Strategie Halbwahrheiten zu streuen gibt es mittlerweile genug unglaubliche Erfahrungen).
Die max. 3 bis 4 ver.di-Mitglieder sind Aussage vom Landesbezirksvize Köhn, wer das genau sein soll, ist bislang noch sein Geheimnis. Er hatte seine Intervention (in einen laufenden Arbeitskampf) ja auch nicht mit den x ver.di-Mitgliedern abgesprochen, geschweige denn sich über ihre Forderungen informiert, sondern sie zur Chefsache erklärt. Siehe auch: Ver.di von unten
Man vergleiche dieses Vorgehen mit dem Ansatz der FAU, wo der Haustarifvertrag zusammen mit der Belegschaft ausgearbeitet wurde, und eine aktive Betriebsgruppe und Basis dafür kämpft. Im Übrigen hatte die FAU gegenüber ver.di immer eine Tarifgemeinschaft angeboten, wodurch der Druck sicherlich erhöht werden könnte, um einen besseren Tarifvertrag auszuhandeln, wenn ver.di das denn wollte…
PS Solltest du nochmal kommentieren wollen, so gebe bitte eine gültige Mailadresse an. Grundsätzlich beantworte ich gerne Fragen, allerdings habe ich keine Lust und Zeit hier auf potentielle Fakekommentare mit Halbwahrheiten einzugehen.